2010 machten mein Fahrrad und ich Bekanntschaft mit dem rechten Kotflügel eines Audi 80, gefolgt von seiner Motorhaube und kurz darauf einem Stück Straße im schönen Hürther Industriegebiet. Juhu, meine erste Fahrt in einem Krankenwagen.
Ich selbst kam mit ein paar Schürfwunden und Prellungen an diversen Körperteilen davon, aber die Gabel meines treuen Mountainbikes war plötzlich senkrecht. Das Vertrauen in den Rest des Rahmens war damit auch weg und ich hatte eine gute Ausrede für den Kauf eines neuen Fahrrads.

Es wurde ein Cube Acid, weil 26“-Mountainbikes mit 100 Gängen und Federgabel cool waren, selbst wenn man im langweiligen Flachland wohnte.
Etwas Neues musste her
Doch für meinen 500er-Trip brauchte es, ganz klar, etwas strecken- und straßentauglicheres (außerdem sind die 12 Jahre ja bald wieder rum). Doch was sollte es sein?
Denn das Angebot an Zweirädern ist inzwischen so umfangreich wie die Babybrei-Abteilung in der Drogerie. Ein reines Rennrad war mir zu alltagsuntauglich, angesagte Gravelbikes zu trendy und an Trekkingrädern war mir zu viel drangeschraubt – fest angebrachte Schutzbleche und Beleuchtung? Bäh!
„Mein restsportliches Gewissen lässt es nicht zu, mich von einem Elektromotor ins Ziel fahren zu lassen.“
Blieb nur das sogenannte Fitness-oder Cross-Bike (manchmal auch Flatbar-Rennrad), weil ich fetischerweise auf gerade Lenker und den nackten Look stehe. Das Angebot war wiederum bei allen Herstellern stark beschränkt, was die Auswahl letztendlich doch erleichterte.
Ach ja, Elektro wäre zwar nett geween, konnte ich mir aber weder leisten, noch entsprach das hohe Gewicht meinen Anforderungen. Und auch wenn ich jedesmal neidisch bin, wenn Damen im Alter meiner verstorbenen Omas problemlos am Berg an mir vorbeiziehen, lies es mein restsportliches Gewissen nicht zu, mich von einem Elektromotor ins Ziel fahren zu lassen.
Die Kandidaten
Ich weiß, der/die gute Radkäufer*in geht in den Radladen des Vertrauens, weil Beratung und so. Und später will/muss man seinen Drahtesel ja auch zur Inspektion/Reparatur vorbeibringen. Ich hab aber keinen Radladen meines Vertrauens, denn in dem einen vor Ort gibt’s keine Beratung und zwei andere sind hauptsächlich damit beschäftigt, Fahrräder zu reparieren (wahrscheinlich von Leuten, die online bestellen).
Auch wenn es mein angezähltes Charma noch weiter verschlechterte, tendierte ich dazu, ein Fahrrad online zu kaufen. Nach vier, fünf durchdaddelten Nächten, waren die möglichen Favoriten unter 1.500,- Euro:
- Canyon Roadlite 7
- Cube SL Road SL
- Giant Fastroad Advanced 2
- Koga Colmaro Sports
- Rose Multistreet Fitness 2
Allen gemein waren eher sportliche, aber noch halbwegs bequeme Rahmen aus Alu oder Carbon, ungefederte Carbon-Gabeln, innengeführte Kabel und natürlich gerade Lenker. Sieht man sich die Ausstattungen etwas mehr im Detail an, fand man Shimano-Schaltgruppen von Tiagra, über Ultegra bis GRX und noch weiter unten in der Liste gab’s dann konische Steuerkopfrohre sowie irgendwelchen Kram aus Raumschiff Enterprise.
Laber Rhabarber, welches Fahrrad wurde es denn nun?
O.K., wie schon zugegeben bin ich kein Profi und lasse mich gern vom Design (ver)leiten. Doch ob GRX oder Ultegra war mir ebenso wurscht, wie 11-34- oder 11-32er-Zahnkränze, daher kürze ich mal stark ab:
das Giant hatte zu viel Carbon mit zu günstiger Schaltgruppe, Koga war mir zu retro, Cube flog raus, weil es nicht immer ein Cube sein muss und bei Canyon hinterliesen die letzten 100 Rezensionen einen eher durchwachsenen Eindruck. Blieb das Multistreet Fitness von Rose. Wegen der Farbe 😉
