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Nie oben ohne

Laut einer Studie der Unfallforschung der Versicherer (GDV) trugen 95 Prozent aller getöteten Radfahrer keinen Fahrradhelm. Und von den Radfahrern mit schweren Kopfverletzungen hatte keiner einen Kopfschutz an.

Nach der aktuellen Erhebung der Bundesanstalt für Straßenwesen trugen 2021 rund 32 Prozent aller beobachteten Radfahrer einen Schutzhelm. Immerhin eine Steigerung von 6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Heißt aber auch, dass – abgesehen von Grundschüler*innen – zwei Drittel der durchschnittlichen Radfahrer KEINEN Helm tragen! Rund die Hälfte der Radler sind sogar notorische Helmverweigerer.

„20 Prozent der Helm-Muffel haben Angst um ihre Frisur.“

Der Absatz an Fahrrädern steigt seit einigen Jahren kontinuierlich, bei E-Bikes betrug 2021 das Plus zum Vorjahr laut Zweirad-Industrie-Verband stattliche 43 Prozent. Und trotzdem nehmen die meisten Radfahrer schwerste Kopfverletzungen und den Tod leichtsinnig in Kauf.

Nat Butler mit Fahrradhelm
Echte Kerle wie Nat Butler tragen Helm (Quelle: gallica.bnf.fr)

Warum sind die meisten so extrem blöd?

Die meistgenannten Gründe der Deutschen sind:

  • 44% finden einen Helm schlicht unbequem
  • 37% fühlen sich auch ohne sicher
  • 30% schwitzen mit Fahrradhelm zu sehr am Kopf
  • 25% fanden, der Helm sei zu sperrig zu transportieren
  • 23% finden Helme zu unästhetisch
  • 20% hatten Angst um ihre Frisur
  • 18% fehlt es an Selbstbewusstsein und schämen sich
  • 9% können sich anscheinend keinen Kopfschutz leisten

Das ist natürlich alles Quatsch, denn:

  • einen gut sitzenden Helm spürt man wenig
  • man schwitzt nicht wegen des Helms, sondern, weil man sich körperlich betätigt
  • der Helm lässt sich einfach an Rucksack/Tasche anbringen oder ans Rad ketten
  • es gibt seit vielen Jahren supercool aussehende Helme für jeden Geschmack
  • jede*r sieht mit Helm lustig aus, man ist also nicht allein
  • lieber einen günstigen Helm vom Discounter als gar keinen

Ich muss zugeben, dass ich einige der Gründe immerhin nachvollziehen kann und mir bis vor wenigen Jahren auf kurzen Wegen meine Frisur ebenfalls sehr viel wichtiger war als der Schutz meines Gehirns. Inzwischen trage ich immer einen Helm, denn wenn ich will, dass sich meine Töchter entsprechend schützen, muss man mit dem guten alten Beispiel vorangehen.

Fahrradhelm als Pflicht?

Im Gegensatz zu Motorradfahrern gibt es in Deutschland keine Helmpflicht für Radler, nicht mal für Kinder. Für Letztere besteht die Pflicht z.B. in Australien, Schweden, Spanien, Israel, Südkorea oder den USA. Mit einer Matschbirne auf der Straße zu landen, bleibt hier also jedem und jeder selbst bzw. Eltern überlassen.
Studien würden zeigen, dass eine Verpflichtung zum Helmtragen dazu führen würde, dass wieder mehr Menschen das Fahrrad stehen lassen würden. Außerdem würden Helme auf dem Kopf zu einer risikoreicheren Fahrweise verführen, weil man ist mit Helm ja sicher und damit stiegen auch wieder die Unfallzahlen. Würden. Würden.

Beide Argumente sind sinnfrei. Viel zu viele Menschen haben sich in den letzten Jahren teure Fahrräder zugelegt und die wenigsten würden diese im Keller stehen lassen, nur, weil sie keine Bußgelder bezahlen wollen.
Fahrradfahren wird auch angesichts von Spritpreisen und einem allgemeinen steigendem Umweltbewusstsein weiterhin die wichtigste Fortbewegungsart auf der Kurzstrecke sein.
Im Übrigen schützt ein Helm auch nur meinen Kopf und nicht beispielsweise meine Schulter oder mein Knie, warum sollte ich also deswegen risikoreicher fahren? Schlüsselbeinbrüche und Schürfwunden bis zum Knochen tun nämlich auch weh.

Aber OK, wer sollte eine Fahrradhelmpflicht überprüfen? Niemand. Weshalb eine Pflicht auch sinnlos bleiben würde.

Und was sitzt auf meinem Kopf?

Für kurze Fahrten zum Bäcker oder Kindergarten, also alles innerhalb der Stadtgrenzen, schützt mich ein Bell 4Forty. Bei allen Touren außerhalb darf es etwas sportlicher sein – da zerstört ein Lazer Z1 in Quitsch-Rot meine Frisur.

Titelbild von Ian Valerio auf Unsplash


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